Es gibt einige Dinge, die längst Vergangenheit sind und uns dennoch noch nachts aufschrecken lassen. Alpträume bereiten mir beispielsweise nach wie vor die Kopfrechen-Tests in Klasse 4, die mein Mathelehrer von damals mit viel Leidenschaft und hoher Motivation die Häufigkeit betreffend praktizierte. Der Deutschunterricht dagegen stellte für mich meist kein großes Problem dar, während andere bis heute mit einem Stöhnen daran zurückdenken, wie wir in stundenlanger Kleinarbeit das Schreiben lernen mussten.
Ich bin spät auf. Einmal mehr, aber ich weiß nicht, ob ich darüber glücklich bin. Wenn sich mein Kopf nun endlich entschließen würde, von seinen Gedankengängen abzulassen und mich in das Reich der Träume, aus dem man jederzeit erleichtert aufwachen kann, egal wie schlimm sie waren, zu schicken, dann würde zumindest das gigantisch große und leicht verrostete Gedankenkarussell darin aufhören, sich zu drehen.
Gründe, spät auf zu sein, gibt es viele. Gerade zur Fasnetszeit gibt es nun Mal besseres zu tun als friedlich zu schlafen. Meistens fällt man nach einem Umzug spät nachts todmüde ins Bett, nachdem die Busfahrt vom Umzugsort nach Hause auch überstanden ist. Was aber, wenn man die Fasnet einmal gar nicht in der eigenen Region feiert, sondern fernab von jeglichen bekannten Bräuchen und Partylocations?
Ich bin spät auf. Viel zu spät! Morgen werde ich alles bereuen: dass ich diesen Bus betreten habe, und später dieses Zelt, dass ich jetzt hier stehe, inmitten von hunderten Menschen, die sich voller Elan zu den lauten Bässen und Tönen bewegen und die Welt um sich vergessen – aber im Moment genieße ich es nur.
Spät auf kommen einem bekanntlich die verrücktesten Ideen. Harry Potter, das Rad, die Fußball-WM – ich bin mir sicher, viele dieser weltverändernden Ereignisse haben ihren Ursprung teilweise in nächtlichen Hirngespinsten.
Vor einer Woche ging es hier bei Spätauf schon einmal darum: Lebensmittelverschwendung, ihre Folgen und was foodsharing dagegen unternimmt. Ertappt ihr euch seit diesem Bericht oder schon länger auch manchmal dabei, spät auf noch über dieses Problem zu grübeln?
Die Designstudenten Thomas Gening und Christian Zehnter. Fernsehjournalistin Ines Rainer. Programmierer Raphael Wintrich. Regisseur Valentin Thurn, Social-Media Leiter Sebastian Engbrocks und Aktivist Raphael Fellmer. Sie alle haben eines gemeinsam: sie sind spät auf. Und wo so viele kreative Köpfe das zur selben Zeit sind, kann nur etwas Gutes entstehen. Ist es auch.
Spät auf sein ist toll – finde ich. Spät auf kommen die besten Ideen erst zum Vorschein, endlich ist Zeit für lange, komplexe Gedankengänge und die Welt um einen herum ist im Vergleich zur Hektik des Tages angenehm ruhig. Letzte Nacht war ich also wieder einmal spät auf. Ich lag da und dachte fröhlich über alles möglich nach - bis sich plötzlich ein ungutes Gefühl in mir ausbreitete.
Überraschung: ich bin NICHT spät auf. Es ist der 28. Dezember, einer der letzten Tage des Jahres, und ich kann mich zu einer völlig humanen Zeit zufrieden in mein Bett legen, und werde nach einigen Minuten auch schon eingeschlafen sein. Der Grund: zum ersten Mal seit vielen Jahren muss ich mir nicht den Kopf darüber zerbrechen, wo ich Silvester feiern werde, muss die verschiedenen Optionen nicht zu später Stunde gegeneinander aufwiegen.
Wer spät auf ist, hat dafür meistens einen guten Grund. Etwas das einen davon abhält, überhaupt erst müde zu werden und sich nach seinem Bett zu sehnen. Ein großes Fest, ein spannendes Buch oder ein intensives Gespräch.
Herr Liebig ist spät auf. Eigentlich ist es nach einem langen, winterlichen Tag längst Zeit für ihn ins Bett zu gehen. Doch vorher gibt es noch einiges zu tun, denn mit Familie Liebig gehen auch ihre leuchtenden Elche, Rehe, Schlitten, Sterne, Goldregen und Lichterketten zu Bett. Nur wenige ihrer Dekostücke funktionieren mit Zeitschaltuhr, den Rest steckt das Ehepaar aus Neufra Abend für Abend ein und beim Zubettgehen wieder aus. Eine Routine, die zur Tradition geworden ist, und eine Leidenschaft, die einst aus einer einfachen Idee entstanden ist.
Man muss spätauf sein, wenn man ihn in aller Ruhe betrachten will. Er thront hoch über den Dächern der Stadt, und allzu oft bleibt im Alltag keine Zeit, kurz stehen zu bleiben und nach oben zu sehen. Dennoch gehört er zu Pfullendorf wie kaum etwas anderes, und jedes Jahr zum Adventszauber kehrt er in das Bewusstsein der Menschen zurück: der goldene Engel.
Der heilige Nikolaus von Myra ist spät auf. Ein bisschen Schlaf – das wäre so schön und ist in der Weihnachtszeit undenkbar. Morgen ist der 6. Dezember und wie jedes Jahr wird er seines Amtes walten und die Kinder und großen Kinder glücklich machen.
Spät auf kann es mitunter ganz schön einsam werden. Insbesondere, wenn man sich auf einem um diese Zeit selbstverständlich menschenleeren Marktplatz befindet und nur den Flocken zusehen kann, die im Licht der Straßenlaternen auf die Erde tummeln.
Emma ist spätauf. Inoffiziell und klammheimlich natürlich, denn äußerlich sieht sie aus wie jedes andere fünfjährige, friedlich schlafende Mädchen auch.
Wieso zum Schulabschluss mehr gehört, als nur Prüfungen zu bestehen! Das macht dieser Beitrag mehr als deutlich!