Noch zwei Schritte, ein Schritt, dann ist es geschafft. Schwer atmend sehe ich mich um, kann noch nicht vollständig begreifen, dass ich wirklich hier oben stehe. Auf dem höchsten Punkt der Insel und am Krater des aktivsten Vulkan Europas! Unter mir ist nur das weite Meer zu sehen, auf dem einzelne Schiffe ihre Linien ziehen und der untergehenden Sonne entgegen fahren.
Diese Idylle muss ich unbedingt festhalten. Ich greife nach dem Handy in meiner Tasche – und erstarre. Da ist kein Handy. Etwas unruhig öffne ich meinen Rucksack – auch nicht! Nur jede Menge Klamotten, die wie aufeinander gestopft sind, weil die Handtücher und der Schlafsack ganz unten so viel Platz wegnehmen. „Es wird gleich dunkel!“ dringt die Stimme des Vulkanführers an mein Ohr. „Denkst du daran, deine Taschenlampe einzuschalten?“ „Natürlich!“, sage ich, und beginne, im Rucksack danach zu suchen. Keine Chance, das Chaos lässt nicht zu, dass ich irgendeinen Gegenstand genauer ausmachen kann. Kalter Schweiß steht mir auf der Stirn. Was ist nur los mit mir? Habe ich überhaupt an irgendetwas gedacht?
Ich schrecke mit klopfendem Herzen hoch. Es dauert eine ganze Weile, bis ich begreife, dass ich mich weder in Italien befinde noch auf einem Vulkan. Noch nicht zumindest. Dafür sieht mein Zimmer im Licht der hastig angeschalteten Nachttischlampe in etwa so aus, als wäre ein Vulkan ausgebrochen und hätte Kleidungsstücke, Handtücher und Wanderschuhe wahllos durch den Raum geschleudert. Das System, mit dem ich meinen Backpack für die vierwöchige Vulkaninsel-Tour packen wollte, lässt sich hinter dem Chaos bedauernswerterweise nicht erkennen. Was eventuell daran liegt, dass es noch keines gibt. Ich seufze. Wenn ich nicht jede Nacht bis zur Abreise mit Alpträumen verbringen möchte, wird es eventuell Zeit, das zu ändern.
Eine gesamte Playlist an YouTube-Videos, fünf Artikel und Packlisten und ein Verzweiflungsanfall später ist es geschafft: mein Rucksack steht prallgefüllt vor mir, und ich fühle mich deutlich besser als zuvor. Ich komme zu dem Schluss: mit ein wenig Plan und nützlichen Gegenständen ist eine Rucksackreise kein Problem mehr!
Grundsätzlich gibt es für eine „Backpacking Reise“ keine konkrete Definition. Vielmehr beschreibt der Begriff einen bestimmten Stil des Reisens. Etwa ist man dabei länger unterwegs als bei einem gewöhnlichen Urlaub, und auch in anderen Gebieten. Anstatt nur zwischen Flughafen, Taxi und Hotel zu pendeln, steigt man beim Backpacking über Stock und Stein und fokussiert sich besonders auf die abenteuerlichen, unbekannten Aspekte einer Destination. Deshalb ist der Backpack auch so von Vorteil, ein herkömmlicher Rollkoffer wäre bei einem unebenen, anspruchsvolleren Gelände schließlich relativ ungeeignet. Auch in Sachen Unterkunft sind Backpacker meist weniger auf Komfort und Geräumigkeit aus, als auf kostengünstige Alternativen und Gemeinschaftsunterkünfte. Eine Backpacker-Reise ist deshalb häufig eine Reise zu und mit Menschen, weshalb Offenheit, Neugier und Toleranz auf der Packliste definitiv ganz oben stehen sollten.
Ist die Motivation für eine derartige Reise gefunden, steht man zwangsläufig vor der Frage, mit welchem Backpack sie denn am besten angetreten werden könnte. Eine kurze Recherche zeigt: die Preisspanne für einen Backpack ist im Internet enorm groß. Abhängig von Marke, Material und Größe des Rucksacks bewegen sich die Preise zwischen 30 und bis zu über 100 Euro. Für welches Produkt man sich letztendlich entscheidet ist abhängig von der Dauer der Reise und dem Anspruch, der an den Backpack gestellt wird. Beinhaltet die Reise häufige Wechsel der Destinationen, viele Flüge und lange Tragzeiten, ist ein hochwertigeres, robusteres Modell empfehlenswert.
Für eine Reise wie meine, die nur vier Wochen dauert und bei der ich viele Tage bei den selben Personen leben werde, reicht es völlig, einen günstigeren Backpack zu erwerben. In meinem Fall ist das ein dunkelgrüner ADVENTURIDGE® Trekking-Rucksackfür 27 Euro bei Aldi Süd. Er fasst rund 65 Liter, besitzt eine Regenhülle, einen gepolsterten Hüftgurt und zahlreiche kleine Fächer, sowie Befestigungsmöglichkeiten für Elemente wie Schlafsäcke und Isomatten. Damit ist der Backpack für mich und meine Reise völlig ausreichend. Besonders, wenn es sich um die erste Backpack-Tour handelt, sollte man meiner Meinung nach mit einem geliehenen beziehungsweise günstige Modell beginnen.
Viel wichtiger als der Rucksack ist ohnehin sein Inhalt. Die Devise hier lautet: Weniger ist mehr! In einem Backpack ist der Platz sehr begrenzt, daher gilt es, sich auf das Wichtigste zu beschränken. Was leichter gesagt als getan ist, besonders wenn es um Klamotten geht. Grundsätzlich steht fest: man kann nicht für jeden Tag der Reise ein eigenes Kleidungsstück einpacken. Bei 30 Tagen Reise etwa reichen 10 Outfits, danach wird gewaschen. Hierzu empfiehlt sich die Anschaffung eines sogenannten Handwaschmittels aus der Tube, mit dem Kleidungsstücke im Waschbecken gewaschen werden können, sollte keine Waschmaschine oder ähnliches zur Verfügung stehen.
Um ein Chaos im Backpack zu vermeiden, und um die Klamotten so platzsparend wie möglich zu verstauen, lohnt es sich, sogenannte Zip-Lock- oder Kompressionsbeutel zu besorgen, in die die Klamotten einsortiert werden. Rollt man die Beutek anschließend zusammen, entweicht die überflüssige Luft und es kann ein Platzersparnis von bis zu 50 Prozent erzielt werden. Dieser Platz kann dann beispielsweise für ein faltbares Hängeregal genutzt werden, wie man es bei IKEA kaufen kann. Besonders, wenn man während der Reise länger an einem bestimmten Ort bleibt, kann man so seine Klamotten und andere Gegenstände aufbewahren, sodass man weder auf Schränke in der Unterkunft angewiesen ist, noch jeden Morgen den Backpack durchwühlen muss.
Platz lässt sich auch sparen, wenn man auf die Wahl der Handtücher achtet. Im Gegensatz zu herkömmlichen Frottee-Handtüchern sind Mikrofaser-Handtücher wie für eine Backpacking-Tour gemacht. Sie lassen sich extrem klein zusammenfalten, sind sehr leicht und trocknen deutlich schneller. Apropos Duschen – von großen, mit einem Klappverschluss versehenen Shampoo- und Duschgel-Flaschen ist abzuraten. Schneller als man sich versieht laufen sie während der Reise aus und verleihen dem Rucksack mitsamt seinem Inhalt eine intensive Duftnote. Abhilfe kann hier geschaffen werden, indem man Shampoo, Duschgel und ähnliches in kleine Plastikspender umfüllt, die es beispielsweise im Drogeriemarkt zu kaufen gibt. Zur absoluten Sicherheit können die vollen Plastikspender dann noch in einem weiteren Zip-Lock-Beutel verstaut werden, gemeinsam mit dem kleinen Desinfektionsmittel, das ebenfalls im Gepäck sein sollte, um in unhygienischen Situationen oder unterwegs schnell reagieren zu können.
Neben der üblichen Reiseapotheke, die je nach Reiseland, Dauer und persönlichen Bedürfnissen unterschiedlich umfangreich ausfallen kann, ist es auch von Vorteil, ein Erste-Hilfe-Set dabei zu haben, das etwa Pflaster, Binden, sterile Wundkompressen und ein Fieberthermometer beinhaltet. Während meiner Reise werde ich sowohl mit Wasser, als auch mit Sand und der Asche der Vulkane in Berührung kommen. Deswegen habe ich für mein Handy einen wasserdichten Beutel gekauft, den ich mir um den Hals hängen kann. Es ist jedoch sehr ratsam, vor der ersten Benutzung ein Stück Papier anstelle des Smartphones in den Beutel zu legen und zu testen, ob es auch wirklich trocken bleibt.
Wie bereits erwähnt, führen Backpacking-Reisen nicht immer in die schönsten, hochwertigsten und saubersten Unterkünfte. Deswegen ist es sehr hilfreich, einen Leinenschlafsack mitzunehmen, der sich aufgrund seiner Handlichkeit und Leichtigkeit problemlos am Backpack befestigen lässt. Beim Schlafengehen wickelt man sich in den wirklich hauchdünnen Schlafsack ein, und umgeht so einen direkten Kontakt zu Matratze und Bettwäsche.
Den letzten Tipp kann ich nicht genau beim Namen nennen, da ich nicht weiß, ob es einen dafür gibt. Es handelt sich um eine Art Kartencase, die Bankomat-Kredit- und andere Karten vor magnetischen Strahlen schützt und gleichzeitig eine kleine, kompakte Aufbewahrungsmöglichkeit für alle möglichen Karten bietet. Einen letzte Sache gibt es, die zumindest in meinem Backpack nicht fehlen darf: mein Reisetagebuch. Wie schön ist es, wenn man zehn, zwanzig, dreißig Jahre später noch immer weiß, welches Eis man auf Tag 3 der Italienreise gegessen hat und wo man den freundlichen Backpacker aus Großbritannien kennengelernt hat? Das ist jedoch nur meine persönliche Einstellung und daher sicherlich kein Muss.
Ich bin jedenfalls sehr zufrieden, mein Backpack platzt trotz den vielen Gepäckstücken noch nicht aus allen Nähten und ich habe noch einige Stunden potentiellen Schlaf vor mir, bis der Wecker klingelt. Ich ziehe mir die Decke über den Kopf und schließe die Augen.
Auf dem Handybildschirm sieht das rötlich glänzende Meer fast noch schöner aus als in Wirklichkeit. Zufrieden drücke ich auf den Auslöser, bis ich fünf Bilder mit exakt dem selben Motiv geschossen habe. Anschließend hole ich meine Taschenlampe aus dem Rucksack und verschließe ihn ordentlich. Ich bin bereit für den Abstieg in Dunkelheit. Ich bin überhaupt außerordentlich bereit für alles, was mich auf dieser Reise noch erwarten wird. Oder sagen wir, ich bin zumindest ausgerüstet. Alles andere lasse ich auf mich zukommen, denn wie heißt es so schön? „Life ist what happens while you´re busy making other plans!“
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Nachteule-Tabitha