Nachteule-Tabitha blubbrt
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Weihnachtsmann vs. Christkind

Nachteule-Tabitha
30.11.2018

Spät auf kann es mitunter ganz schön einsam werden. Insbesondere, wenn man sich auf einem um diese Zeit selbstverständlich menschenleeren Marktplatz befindet und nur den Flocken zusehen kann, die im Licht der Straßenlaternen auf die Erde tummeln.

So wie der Weihnachtsmann. Zu Zeiten des Gammertinger Weihnachtsmarktes am ersten Adventswochenende hängt er eigentlich nur ab – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Strickleiter, an der er sich festhält, ist an dem Wellblech-Dach einer Holzhütte befestigt, die er zieren soll. Tagsüber werden in der Holzhütte fleißig Krautschupfnudeln und Glühwein gezaubert, um den zahllosen Vorbeischlendernden ihren Tag zu versüßen. Er kann dabei nur zusehen, und weil seine Haut aus Plastik und der Bart aus Kunsthaar besteht, wird er von den Besuchern häufig leider nicht so ernst genommen, wie er sich das vorstellt. Und noch etwas quält ihn, hält sein Selbstbewusstsein in Grenzen: er ist eben ein Weihnachtsmann, und kein Christkind.

Seit er denken kann, ist das Christkind der größte Konkurrent des Weihnachtsmannes. Eine Art Gegenpol, jemand, der den selben Beruf ausübt, nämlich die Kinder an Weihnachten mit einem Berg von Geschenken zum Strahlen zu bringen, aber irgendwie mit anderen Mitteln. Und: von allen wichtigen Persönlichkeiten der Weihnachtswelt, die diese Tätigkeit einmal ausübten, ist der Weihnachtsmann ausgerechnet der letzte.

Bereits im Mittelalter wurde die Advents- und Weihnachtszeit zelebriert, wobei Heilig Abend jedoch noch eine geringere Bedeutung spielte. Stattdessen fieberten die Kinder besonders auf den 6. Dezember hin – Nikolaustag. Der heilige Nikolaus von Myra wurde aufgrund seiner in der Bibel festgehaltenen Wohltaten gegenüber den ärmeren Teilen der Gesellschaft verehrt, und ihm an seinem Namenstag mit Bescherungen gedacht.

„Der Nikolaus kommt!“ heißt es auch heute noch am Vorabend des 6. Dezembers, wenn der Nikolaus entweder heimlich über Nacht die vorbereiteten Stiefel füllt, oder in Begleitung des gestrengen Knecht Ruprechts den Kindern einen Besuch abstattet und ihnen vor der Bescherung ihre Missetaten über das Jahr hinweg vor Augen führt. Hinzu gekommen ist aber im Laufe der Zeit vor allem in Süd- und Südwestdeutschland das Christkind. Grund: die römisch-katholische Form der Heiligenverehrung wurde von den Protestanten nicht mitgetragen. So wurde vermutlich zumindest in Deutschland die Bescherung von Martin Luther auf den 25. Dezember verschoben und der „Heilige Christ“ als Beschenkender tituliert. Dies geschah im 16. Jahrhundert, im Laufe der Jahre und Jahrzehnte entwickelte sich so immer mehr das Christkind in Deutschland.

Und dann schließlich tauchte der Weihnachtsmann auf. Zwar stammen die ersten Abbildungen des rundlichen, in einem roten Mantel gekleideten Mannes mit Bart und freundlichem Lächeln schon aus dem 19. Jahrhundert, bekannt wurde er aber erst, als Coca Cola ihn 1931 in seine Werbekampagne aufnahm. Heute wird er bundesweit, aber vor allem in Nord-, Mittel- und Ostdeutschland erwartet. Je nach Land und Kultur hat der Weihnachtsmann zahlreiche unterschiedliche Namen und Herkunftsorte, so wird beispielsweise in Frankreich vom „Petit Papa Noel“ gesprochen, die Anreise des amerikanischen „Santa Claus“ findet mittels Rentierschlitten stattt.

In Deutschland hängt der Gammertinger Weihnachtsmann immer noch an seiner Strickleiter. Auf diesem Weihnachtsmarkt ist er der einzige – wo wohl der nächste Kollege gerade schlummert? Hoffentlich an einem wärmeren, bequemeren Ort als er. Wenn er es sich genau überlegt, ist die große Pappkiste, in der er den Sommer über aufbewahrt wird, fast noch die angenehmere Alternative. Aber jetzt müssen die Weihnachtsmänner erst einmal anpacken, und eine Menge Kinder (und Erwachsene!) glücklich machen. Wie nennt sich das? In freundlicher Kooperation mit dem Christkind. Und den heiligen drei Königen, die bis heute die Kinder in Spanien beschenken. Und der Hexe Befana, auf die sich die Italiener Jahr für Jahr freuen. Und und und…

Was würde es nützen, sich weltweit auf eine einzelne Persönlichkeit zu einigen, die an Weihnachten die Hauptrolle spielen darf? Wenn es doch noch nicht mal einen einheitlichen Tag der Bescherung gibt. – Weihnachten würde vom Fest der Liebe zum Fest des totalen Tumults ausarten. Letztendlich, denkt sich der Weihnachtsmann beim Blick auf die beschauliche, winterliche Stadt, kommt es wohl weniger darauf an, auf wen gewartet wird, als wie gewartet wird. Unkomfortabler Job hin oder her – der Weihnachtsmann freut sich so sehr auf den Advent und die Weihnachtszeit, in der Familie, Harmonie und Besinnlichkeit – zumindest meistens – im Vordergrund stehen.

Und als er schon beinahe eingeschlafen ist und im Traum mit den Schneeflocken um die Wette tanzt, fragt er sich, ob das Christkind das wohl genauso sieht. Na, mal sehen ob die Nachteulen der spät-auf Redaktion das für ihn ausfindig machen können...

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