Eine kleine Geschichte über einen Grafen, der alles verlor und trotzdem bereit war, alles zu geben
Eine gute Tat - Eine kleine Geschichte über einen Grafen, der alles verlor und trotzdem bereit war, alles zu geben.
Graf Rudolfs Frau verstarb noch bevor sie ihre Tochter hat aufwachsen sehen. Sein Bruder Arnold und sein Sohn Berthold sind wohl beide 1167 der Malaria verfallen, die im Sommer das Ritterheer des Kaisers vor Rom dahinraffte. So blieb Graf Rudolf nur seine Tochter Ita, die er 1173 mit dem Grafen Albrecht III. von Habsburg im Aargau vermählte. Dass sie damit die Stammmutter des späteren Kaiserhauses Habsburg werden würde, konnte er nicht ahnen.
Der Graf fühlte sich einsam und verlassen, war immerzu traurig und vermisste seine Familie. So vermachte er von 1167 an, nach und nach seinen gesamten Besitz dem Staufer-Kaiser Barbarossa. Seine Energie schien dahinzuschwinden und sein Herz war von seinen Verlusten vernarbt. Im Februar 1180 erfüllte er dem Kaiser eine letzte Bitte, danach machte er sich im Spätherbst als einfacher Pilger zu seiner Wallfahrt nach Jerusalem auf. Mit ungefähr 60 Jahren, was damals ein erstaunlich hohes Alter war, begann er seine Reise. Viele Wochen war es still um den alten Grafen. Man glaubte schon, er sei auf seinem Weg nach Jerusalem verhungert, erfroren oder der Altersschwäche erlegen. Eines Tages erhielt ein Herr Barocius aus Venedig einen Brief aus Jerusalem. Graf Rudolf hatte sein Ziel erreicht und der Brief enthielt eine selbstlose Bitte. Er bat sein Bankhaus in Venedig, dem Prior des Johanniter-Hospitals 72 Mark Gold und 200 Mark Silber für das Spital in Jerusalem zukommen zu lassen. Barbarossa hatte bereits den Großteil seiner Besitztümer erhalten, sein letztes Hab und Gut aber ließ er einer Stiftung zukommen. Graf Rudolf verbrachte noch eine Weile in Jerusalem, bevor er einige Jahre nach seiner großzügigen Tat mit nichts, außer der Vorfreude seine Familie wieder zu sehen verstarb. Ein Mann, der nichts mehr hatte und doch noch alles geben wollte.
Graf Rudolf wird als Gründer der Stadt Pfullendorf angesehen. Im 11. Jahrhundert baute er im Gebiet der Altstadt, genauer gesagt im Bereich der Klosterpassage in der Hauptstraße eine Burg. Um die Burg auf dem Pfullendorfer Molassefelsen entwickelte sich eine Marktsiedlung von Bauern und Handwerkern. Wegen seiner außerordentlichen Fähigkeiten war Rudolf mit vielen Privilegien ausgestattet, seiner Klugheit und seinem politischen Geschick vertraute der Stauferkönig und spätere Kaiser Friedrich I., bekannt als Babarossa. Graf Rudolf wurde dessen engster Vertrauter. Durch diese enge Verflechtung wurde Pfullendorf am 2. Juni 1220 von Stauferkaiser Friedrich II, dem Enkel Babarossas, zur Stadt erhoben. Diese Privilegien trugen in hohem Maße zur weiteren Entwicklung der Stadt bei.
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